Ja zum Masterplan Wissenschaft

Der Rat der Stadt Dortmund hat heute die Erarbeitung eines "Masterplans Wissenschaft" beschlossen.
Ulrike Matzanke, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, begründete die Zustimmung ihrer Fraktion mit folgendem Statement:
Herr Oberbürgermeister,
Frau Prof. Gather, Herr Prof. Schwick,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
wer über das Image unserer Stadt nachdenkt, wird an alles Mögliche denken – aber nicht unbedingt zuerst an unsere Universität.
Städte mit einer ehrwürdigen Hochschultradition sind z. b. Münster, Göttingen und auch Tübingen, deren „Ehrwürdigkeit“ sich auch in den Namen der jeweiligen Universitäten niederschlägt. „Westfälische Wilhelms-Universität“, „Georg-August-Universität“, „Eberhard-Karls-Universität“, das klingt doch ganz anders als „TU Dortmund“.
Diese Universitätsstädte haben es deshalb erheblich leichter als Imageträger Ihrer Stadt wahrgenommen zu werden.
Unsere TU wurde erst 1968 gegründet und nicht bereits vor Jahrhunderten. Mit einem „ehrwürdigen Namen“ kann also nicht gedient werden. Aber der erste Eindruck täuscht: denn, Dortmund ist eine Universitätsstadt.
Allein die TU Dortmund hat so viele Studierende wie die Unis in Göttingen und Tübingen. Und die hohe Bedeutung der TU wird auch dadurch deutlich, dass sie bis heute erheblich dazu beiträgt, dass unserer Stadt den Strukturwandel besser bewältigt als anderen betroffene Städte in NRW.
Deswegen ist es richtig und wichtig, dass wir uns in einem Masterplan Wissenschaft mit der Hochschullandschaft unserer Stadt beschäftigen. Und dazu gehört ja nicht nur die TU, sondern auch die Fachhochschule und zahlreiche weitere Forschungseinrichtungen.
Sie alle haben einen entscheidenden Anteil an der Attraktivität unserer Stadt. Allein an der TU gibt es nicht nur 25.000 Studierende, sondern auch mehr als 3.600 Beschäftigte.
Die Universitäten sind also nicht nur Forschungs- und Bildungseinrichtungen, sie sind auch wichtige Arbeitgeber in unserer Stadt. Und sie stellen Arbeitsplätze für hochqualifizierte Menschen zur Verfügung. Sie holen Menschen aus allen Teilen Deutschlands, ja sogar der ganzen Welt in unsere Stadt und leisten damit einen unverzichtbaren Beitrag zu einem neuen und positiven Image Dortmunds als weltoffene Metropole in der Metropole Ruhr.
Aber es geht nicht nur ums Image.
Es geht auch darum, was die Hochschulen und Forschungseinrichtungen direkt für Dortmund tun.
Schon jetzt ist es ja so, dass Studierende Praktika in städtischen Einrichtungen absolvieren und dabei frische Ideen in manche staubige Amtsstube bringen.
Darüber hinaus ist Dortmund immer auch Gegenstand der universitären Forschung. In nahezu allen Fachbereichen finden wir Studien, Magister- und Doktorarbeiten, in denen einzelne Aspekte in und über Dortmund untersucht werden.
Das gilt zum Beispiel für die Fakultät Raumplanung der TU, wenn sie einen Sammelband mit dem Titel „Stadtentwicklung in Dortmund seit 1945“ herausgibt.
Das gilt auch für den Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule, wenn er sich mit seinem Projekt „EMIGMA – Empowerment von Migranten zum Klimaschutz“ – an die Ratsfraktionen wendet.
Aber alles das ist, so scheint mir, in der Öffentlichkeit – und damit meine ich auch die politische Öffentlichkeit – zu wenig bekannt.
Für viele ist die TU dieses Gelände zwischen Dorstfeld, Barop und Eichlinghofen, das man vor allem wegen seines Trödelmarkts aufsucht. Und die Fachhochschule sind diese Gebäude, an denen man auf dem Weg ins Stadion vorbeikommt. Dabei wissen wir: es gibt noch viel, viel mehr Hochschulstandorte und Forschungseinrichtungen in dieser Stadt.
Deshalb ist es gut und richtig – und eigentlich längst überfällig – eine Bestandsaufnahme der Hochschul- und Forschungslandschaft vorzunehmen, wie es der Masterplan Wissenschaft zum Ziel hat.
Wir haben in dieser Stadt große Erfolge mit Masterplänen erzielt. Deshalb bin ich sicher, dass auch der Masterplan Wissenschaft unsere Stadt voranbringen wird.
Aber zwei Wünsche hätte die SPD-Fraktion.
Mit einem Masterplan ist es wie bei einem Leitbild: nicht das Ergebnis ist das Wichtigste, sondern der Diskussionsprozess, der zu dem Ergebnis führt.
Deshalb möchte ich darum bitten, dass die Politik nicht ausgeschlossen wird bei dem Erarbeitungsprozess. Nehmen Sie uns mit und beteiligen Sie uns mindestens im Lenkungskreis, vielleicht auch in den Arbeitsgruppen!
Und dann habe ich ja vorhin ausgeführt, dass die politische Öffentlichkeit zu wenig darüber weiß, was in Dortmund erforscht wird.
Warum sehen wir nicht in einem Ausschuss vor – und hier denke ich an der Hauptausschuss, deshalb weil er fachübergreifend tätig ist – einen regelmäßigen Tagesordnungspunkt mit dem Titel „Aktuelles aus der Hochschul- und Forschungslandschaft“ aufzunehmen. Hier wäre dann Zeit und Gelegenheit, dass Studierende und Mitarbeiter der Hochschulen einmal vorstellen, was sie bei ihren wissenschaftlichen Forschungen über Dortmund herausgefunden haben. Unsere Aufgabe wäre es dann darüber nachzudenken, welche Konsequenzen wir daraus ziehen können.
Mit diesen beiden Anregungen erkläre ich die Zustimmung der SPD-Fraktion zur Vorlage „Masterplan Wissenschaft“ und wünsche allen Beteiligten eine erfolgreiche Arbeit.